* 19. Dezember 1924
von Fritz Hennenberg
Essay
Auf seinem Weg als Komponist stand Fenigstein bis 1954 unter dem Einfluss von Bartók und Šostakovič. Später war Schönberg für ihn eine wichtige Erfahrung. Mehr noch wurde er von Webern beeindruckt, und zwar weniger durch seine serielle Art der Materialbehandlung als durch seine konzise Ausdrucksqualität. Fenigsteins Musik bekennt sich, obwohl mitunter von heftigen affekthaltigen Ausschlägen gezeichnet, zu Sparsamkeit und Zurückhaltung.
Schon in seiner Gymnasialzeit begann Fenigstein mit Kompositionsversuchen und wagte sich – nach dem Vorbild des von ihm verehrten Robert Schumann – an eine d-moll-Sinfonie. Mit Ausnahme der 18 Lieder von Victor für Mara (1941/43; Neufassung 2006/07) hat er diese frühen Versuche alle verworfen. Der Titel der Lieder weist auf den persönlichen Bezug hin; einige sind Freunden, Familienmitgliedern und dem Lehrer Emil Frey gewidmet. Die Musik hält sich an spätromantische Sprachmittel; in einem Einzelfall wird immerhin der Schönbergʼsche Sprechgesang erprobt. Sieben Lieder auf Texte von Hermann Hesse und Rainer Maria Rilke wählte Fenigstein 1968 zur Orchestrierung der Klavierstimme aus.
Durch seine schwere Erkrankung (seit 1952) wurde für Fenigstein das Komponieren von einer Gelegenheitsarbeit zum inneren Auftrag. Mit Besorgnis verfolgte er das politische Geschehen; der Kalte Krieg machte das erhoffte friedfertige Miteinander ...